August 2010

Eindrücke einer Reisenden
Ich? Mitsegeln? – Warum nicht! Das macht man nicht alle Tage. Wo soll’s denn hingehen? Nach Dänemark?- Das hört sich gut an.
Und so geht die Landratte an Bord.

Barth – Vitte (Hiddensee) – Klintholm (Møn) – Nysted (Lolland) – Warnemünde – Rostock

Tag 1

Unsere Tour beginnt am 31.07.2010 in Barth. Es sind die 17. Barther Hafentage und viele Gäste werden erwartet. Die ersten Rundfahrten werden gemacht… ein Gläschen Sekt, ein paar nette Anekdoten zur Seefahrt und zum Schiff… und schon bald heißt es Segel setzen. Die Großschot besetzen, den Bullenstander setzen, den Klüver auspacken… Die Gäste sind alle mit Begeisterung dabei… und so langsam lichtet sich der Seemannsdschungel. Ich lerne die ersten wichtigen Sachen der Seefahrt kennen – Fock, Schot, Piek und Klau – sind mir schon bald ein Begriff. Das Abenteuer Seefahrt kann beginnen.
Romatische Stimmung kommt auf, als wir die Abendtour fahren… Langsam erahne ich, woher die Begeisterung der eingesessenen Seebären kommt.
Und nun packt mich selbst das Reisefieber. Ich will hinaus auf die offene See!

… Und schon am nächsten Tag soll es losgehen. Die Wochengäste reisen an. Das Ziel ist Dänemark!

Tag 2
Die Segel sind gesetzt, die Fender gut verstaut, alle Leinen los… Das Wetter ist ideal zum Segeln.
Langsam gleiten wir auf dem offenen Meer dahin. Der Wind trägt uns Richtung Norden. Eine wunderbare Atmosphäre. Wohin man schaut… überall nur Wasser. Hier kann man die Weiten der Welt förmlich spüren. Ein wunderbares Gefühl an Deck zu liegen… während die Sonne scheint und man langsam durch die Wellen in den Schlaf gewiegt wird. Wir haben einen weiten Weg vor uns. Doch die Segel bringen uns schnell voran.

Doch dann plötzlich – ein Sturm zieht auf… heftig peitscht der Regen übers Deck. Das Unwetter kommt in Sekundenschnelle. Das Schiff schaukelt. Schnell die Segel runter. Ein bisschen mulmig wird mir schon. Aber ich wollte ja segeln… Auch schlechtes Wetter gehört dazu. Dann denke ich mir… dieses Schiff ist 91 Jahre alt… es wird doch nicht gerade heute sinken.
Der Gedanke beruhigt mich.
Irgendwann ist alles überstanden. Die See beruhigt sich. Und ich bin noch ganz ergriffen von dem, was ich da gerade erlebt habe. Der Sturm ist vorüber, das schöne Wetter leider auch. Es regnet sich ein. Aber wir lassen uns nicht beirren und nehmen wieder Kurs auf. Die Hanne trägt uns sicher in den Hafen.
Spät am Abend legen wir in Vitte (Hiddensee) an. Ein ereignisreicher Tag geht zu Ende. Nun noch schnell das Schiff mit Strom und Trinkwasser versorgen. Ich bin erschöpft, will nur noch schlafen. Ein Glück, dass die Kojen an Bord so bequem sind…

Tag 3
Schon früh am nächsten Morgen brechen wir – gezwungenermaßen… was soll man machen, wenn ein viel größeres Schiff gegen 6.00 Uhr in der Früh in dem kleinen Vitter Hafen ablegen will – wieder auf.
Dicke Regenwolken bedecken den Himmel. Mit aller Kraft kämpfen wir gegen die störrische See an. Doch das Wetter soll sich noch im Laufe des Tages zu unserem Guten wenden. Und so klart der Himmel am Nachmittag auf und die Segel können doch noch gesetzt werden.

Der frühe Aufbruch beschert uns einen ganzen Nachmittag in Klintholm auf der schönen dänischen Ostseeinsel Møn. Ein Ausflug zum Strand ist auch etwas Herrliches! Und so genießen wir den schönen Nachmittag an Land. Und in dem kleinen Klintholmer Hafen kommt bei Pellkartoffeln und Quark richtige Seemannsstimmung auf.

Tag 4 und 5
Am nächsten Morgen geht es weiter nach Nysted. Hier werden wir schon erwartet, denn am folgenden Tag soll die Haikutterregatta nach Rostock stattfinden.
An Bord werden bereits erste Vorbereitungen getroffen. Messing putzen, das Deck schrubben und Segeltuch flicken… die Hanne soll glänzen!
In Nysted werden wir herzlich begrüßt und gut umsorgt von den dänischen Organisatoren. Es gibt Instruktionen… Wann geht es los? Wo ist die Startlinie? Welches Wetter ist zu erwarten? Welchen Kurs können wir nehmen?… Das klingt alles so aufregend! Wir bekommen die Startnummer 13… na ob das wohl Glück bringt?!
Am nächsten Tag sind wir die ersten, die Richtung Startlinie aufbrechen. Vorbei geht es an dem großen Offshore Windpark vor der dänischen Küste. Und schon bald wimmelt es auf dem offenen Meer von Haikuttern. Ein wunderbarer Anblick!

Wir wollen gewinnen… doch leider spielt der Wind ein anderes Spiel… nachdem wir zwei Stunden verzweifelt gegen ihn ankämpfen, geben wir auf. Der Motor wird angeschmissen, schließlich wollen wir noch heute in Warnemünde ankommen.

Tag 6-9
Noch einmal das Schiff volltanken, alle Leinen einholen und dann geht es auf von Warnemünde in den Rostocker Stadthafen.
In Rostock heißt es dann Abschied nehmen von den Wochengästen. Irgendwie schade… so eine gemeinsame Woche auf See ist schon etwas Besonderes und ruft ein gewisses Gemeinschaftsgefühl hervor.

Aber schon bald gibt es wieder Grund zur Freude. Die Hanse Sail beginnt!

Jetzt stehen uns 4 Tage Jubel und Trubel bevor. Es gibt viel zu sehen. Hunderte Schiffe sind unterwegs. Eine wahre Pracht für alle Schiffsliebhaber!
Wir fahren Tagestouren, Nachmittagstouren, Abendtouren… immer wieder sind neue Leute an Bord. Sie alle genießen die Seefahrt und staunen über die verschiedensten Schiffstypen.
Ein paar nervenaufreibende Situationen gibt es aber auch. So schön die Abendfahrten auch für die Gäste sind… für den Skipper und seine Bootsmänner ist es eine anstrengende Sache das Schiff sicher durch die Fahrrinne zu bringen. Viele Schiffe sind unterwegs. Höchste Konzentration ist gefragt, um das Schiff, zwischen den ganzen Schiffen, Fähren und Ruderbooten wieder in den Hafen zu steuern. Hier heißt es Seekarten lesen und bloß keine der Tonnen übersehen. Schließlich ist uns allen die Hanne lieb und teuer und wir wollen kein Risiko eingehen!

Auch ich merke bald, dass es viel an Bord zu tun gibt. Kaffe kochen – abwaschen – Essen kochen – Essen servieren – abwaschen – Kuchen servieren – abwaschen – das Schiff putzen… ja das Leben als Bootsgehilfe ist schon nicht leicht.
Und neben all den tollen Erfahrungen und Eindrücken, ist die Hanse Sail für alle Bootsleute auch eine anstrengende Sache.
Aber Stress hin oder her… die Tage an Deck bleiben ein unvergessliches Erlebnis. Und der wunderbare Anblick der vielen Schiffe bei Sonnenuntergang auf dem offenen Meer, wird sich noch lange im Gedächtnis halten.

Es ist erstaunlich, wie schnell die Hanne Marie es geschafft hat, aus einer Landratte wie mir in eine echte Segelbegeisterte zu machen.
Und eins weiß ich ganz genau… Im nächsten Jahr bin ich wieder dabei…
fk

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