Auf die Slip

Wir fahren den Slipwagen der Museumswerft in den Ryck.
Mit vereinter Kraft wird die Hanne Marie auf die Slip verholt.


Nach dem sie trockengelegt ist, wird erst einmal das Unterwasserschiff mit Hochdruckreiniger von durchaus haltbar dekorierten Pflanzen und Getier befreit.



Und ein erster Blick auf den Kiel geworfen.



JF

Saison startet – Bauen Bauen Bauen

Die alte Tante wird nicht jünger. Saisonstart heisst für uns intensiver Bootsbau.
Wir wollen uns dem Kiel widmen. Die Abnutzung hat auch dort nicht halt gemacht. Der Bug hat
sich mit der Zeit abgesenkt. Grund ist wahrscheinlich ein weicher Kiel. Daher wollen wir
den Kiel so bald wie möglich begutachten lassen und die weiche Stelle beseitigen. Je nachdem
wie groß diese ist, heisst es dann für uns einen Teil auswechseln, einen Kiel-Spunt setzen
und eventuell ein paar Planken austauschen.

Zunächst wird die Inneneinrichtung im Vorschiff und den Salon ausgebaut.



Nach langem Warten bekommt unser Wassertank nun auch endlich mal wieder Tageslicht.



JF

Eine kleine Bornholm-Reise

Im September ist die Segel-Saison zu Ende, sagt die ein oder andere Landkrabbe.

Wie, im September ist die Segel-Saison auf der Ostsee zu Ende? Für die Hanne Marie noch lange nicht!

Der alte dänische Haikutter nutzt die herbstlichen Winde und macht sich mit einer bunt gemischten Mannschaft auf den Weg nach Bornholm.

Die Windrichtung passt, als wir aus Greifswald auslaufen. Mit Brausewind geht es unter Fock und Besan auf nach Sassnitz. Ein herrlicher Segeltag für alle. Nur der Bootsmann war mal wieder etwas zu lange an Land. Bis zum Nordperd läuft die Hanne Marie gut, ab dort müssen wir zusätzlich den Motor anwerfen, um in die Prorer Wiek hinein zu kommen, denn der Wind hat wider erwarten nicht südlicher gedreht. Im Hafen angekommen, fix essen gemacht. Dann geht es ab in die Falle, denn am nächsten Morgen soll es in aller Frühe nach Bornholm gehen.

Kaum sind wir am folgenden Tag aus dem Hafen ausgelaufen, können wir auch schon die Segel setzen. Den ganzen Tag pustet der Wind uns in Richtung Nord-Ost. Zwischendurch lässt er nach und hat etwas wenig Kraft. Wir entschliessen uns die Segelfläche am Gross weiter zu vergrössern. Die kühle Nacht belohnt uns mit einem gigantischen, sternenklaren Himmel, der nur durch das Licht des Leuchtturms Dueodde erleuchtet wird. In der Nacht haben wir dann den Fischereihafen Nexø in Sicht. Kurzer Zickzackkurz Fischernetzen vorbei, noch ein paar Minuten Hafengetucker und wir haben dänischen Boden unter den Füßen.



Ausgeschlafen geht es an der ostküste Bornholms weiter nach Allinge, einem kleinen Hafen im norden Bornholms. Eigentlich wollen wir nach Hammerhavn, aber der Wind bläst aus kräftig aus West. Also legen wir einen Landtag ein und erkunden die Nordspitze der Insel. Ziel unserer Wanderung ist das Hammerhus. Die auf einer Klippe gelegene Festungsruine aus dem 12. Jahrhundert. Hier verweilen wir ein Weilchen und schließen unsere Landwanderung mit dem Besuch eines alten Steinbruchs ab.



Am fünften Tag unserer Reise weht der Wind weiter aus West und die Hanne Marie braust hinüber zu den Erbseninseln. Die alte Tante läulft wirklich gut
Die Erbsensinseln sind so klein, dass man sich auf dem noch kurz vor der Insel denkt: Wo sind sie denn die Inseln? Dann sieht man zwei, drei Häuser mit Felsen drum rum und dann sind Christiansø und Frederiksø auch schon greifbarer Nähe. Kurz vor Christansø herrscht kräftiger Westwind und auf der Hafeneinfahrt steht eine gute Brandung. Unter zu Hilfenahme der Segel geht es hinein in den Hafen. Dort angekommen erkunden wir erst einmal die beiden durch eine kleine Fußgängerbrücke verbundenen Inseln.





Am drauffolgenden Tag geht es wieder aufs Wasser. Der Wind bläst immer noch aus West, also wieder zurück nach Nexø. Am frühen Nachmittag kommen wir dort an und beschließen einen Hafentag einzulegen. Wir erkunden den Ort, das alte Trockendock und die wenigen verbliebenen Fischerboote im Hafen. Im Trockendock soll die Bark Svanen neu entstehen. Ein riesiges Projekt, das womogelich niemals fertig wird, auch wenn Enthusiasten schon einiges an Zeit investiert haben.

Am Abend wollen wir nach Rügen zurück fahren, wir hoffen auf norddrehenend Wind in der Nacht und legen am späten Nachmittag ab. Weit kommen wir allerdings nicht, wir versuchen hoch am Wind und und mit Hilfe des Motors Richtung Süden zu kommen. Aber die Wellen machen uns einen Strich durch die Rechnung, in 3 Stunden sind es weniger als eine Meile Höhe. Da bleibt nur abbrechen und in den Hafen zurück. Die Tour wird nun doch länger als gedacht, denn Wind lässt sich einfach nicht planen. Im Hafen begrüsst uns der Hafenmeister uns gleich wieder, er freut sich über wiederkehrende Gäste.

Am nächsten Morgen macht sich langsam der Hafenkoller breit, ein Hafenfest ist in vollem Gange, wir putzen das Schiff auf Hochglanz, spielen Skat, erkunden wieder die Gegend und nutzen eine im Hafen installiertes Kunstwerk für ein gemütliches Picknick.


Am späten Abend des anschließenden Tages, flaut der Wind ab und es geht endlich wieder aufs Wasser – auf nach Greifswald. Im Licht des Halbmonds manövrieren wir uns durch die Fischernetze, schnell werden Wachen eingeteilt. Die ersten gehen schlafen. In der Nacht passiert wenig, es ist kalt, die Sicht ist gut. Vereinzelt passieren wir große Schiffe. Bei Sonnenaufgang setzen wir vor Rügen sie Segel. Wir können endlich den Motor abstellen, denn jetzt passt auch die Windrichtung. Wir segeln in den Greifswalder Bodden und drehen zum Mittag Essen kurz bei. Unter vollen Segeln geht es dann direkt nach Greifswald. Die Windrichtung ist so günstig, dass wir es schaffen unter Segeln durch die Zugbrücke zu fahren und im Anschluss den Ryck nach Greifswald hochsegeln. Ein grossartiger Abschluss einer verlängerten Tour.

JF

22. Christian-Müther-Gedächtnisfahrt

Stralsund – Lauterbach – Gager – Greifswald

Am 12. Juli macht sich die Hanne Marie mit einer kleinen Crew auf den Weg von Greifswald nach Stralsund. Es geht auf zur 22. Christian-Müther-Gedächtnisfahrt!


1989 durch den Architekten Ulrich Müther ins Leben gerufen, stellt die Mütherfahrt bis heute einen alljährlichen maritimen Höhepunkt rund um den Greifswalder Bodden dar. Ulrich Müther und sein Sohn, Christian, verband die Leidenschaft des Segelns und des Bootsbau. Mitte der 80er Jahre erwarben und restaurierten sie gemeinsam den Schoner Ruden, der zuvor bei den Störtebeker Festspielen als Kogge segelte. Nachdem der damals 28 Jahre junge Arzt Christian Müther 1989 unverhofft in Folge eines Asthmaanfalls verstarb, setzten sich Ulrich und seine Frau Astrid Müther für einen alljährlichen Segeltörn mit historischen Schiffen in Gedenken an ihren Sohn ein. Der Törn soll asthmakranken Kindern einige unbeschwerte Tage des freien Atmens bei frischer Seeluft fernab von den Sorgen des Alltags ermöglichen. Um eine umfangreiche ärztliche Versorgung zu garantieren, tauschen Ärzte der Greifswalder Universitätsklinik den Kittel gegen Ölzeug und segeln Seite an Seite mit den kleinen Seefüchsen.

Am Abend läuft die Hanne Marie unter Segeln in den Hafen des Wasser- und Schifffahrsamtes auf dem Dänholm ein. Eine Vielzahl alter Schiffe, angereist aus verschiedensten Himmelsrichtungen, liegt bereits dort, wo sonst nur die Arkona zu finden ist. Im Hafen klönt man über das Wetter und sieht freudig den kommenden Tagen entgegen.

Am Vormittag des 13. Juli kann die traditionelle Fahrt endlich beginnen! Die Kinder trudeln ein. Einige von Ihnen sind bereits im letzten Jahr mitgesegelt. Die neuen machen sich noch mit den Schiffen und den Crews vertraut. Rettungswesten werden anprobiert, Segel und Leinen erkundet, das Schiff vom Bug bis Achtern inspiziert, die Kojen in Beschlag genommen. Eine aufregende Zeit steht bevor, denn frischer Wind bläst aus Ost. Wir fahren raus in den Strelasund und müssen gegen die Wellen ankämpfen.


Nach anfänglicher Unsicherheit genießen die Kinder die Seewasserdusche an Deck. Endlich können wir im Greifswalder Bodden die Segel setzen und nehmen Kurs auf Lauterbach. Kurz vor unserem Ziel wird das Segeln von Treibgut unterbrochen – der Skipper sichtet einen Fender – den wir übrigens gut gebrauchen können. Also ändern wir den Kurs und retten das gute Stück für die Museumswerft – wir halten uns an den alten Seemansbrauch „Wer’s schafft, es an Deck zu bringen, darf’s auch behalten.“
(So oder so ähnlich hätte es Kapitän Blaubär wohl auch gesehen.) Im Hafen angekommen können sich die Kleinen als richtige Störtebeker verkleiden. Nach so einem ereignisreichen und abenteuerlichen Tag wartet auch schon ein deftiges Essen auf die kleinen Seeräuber. Am Abend gibt es noch ein Musikprogramm, danach fallen alle müde in ihre Kojen.

Am nächsten Tag bläst starker Wind. Die Kinder bekommen die Möglichkeit, einen Landausflug zum Nationalpark am Königsstuhl zu machen. Wer sich trotz des unruhigen Wetters an Bord traut (gefährlich ist es nicht, aber dem ein oder anderen mag die See schnell mal auf den Magen schlagen), segelt mit uns unter Landabdeckung weiter nach Gager, wo wir zusammen mit der Ernestine einen ruhigen Landtag verbringen.


Wir wandern gemeinsam auf den Großen Zicker, spielen im Hafen Fussball mit dem neu erstandenen Fender, gehen in die Hafensauna und lassen den Abend bei Gitarrenmusik an Bord ausklingen.
Am Freitag muss die Mütherfahrt leider wegen Starkwind abgebrochen werden. Ein Risiko für die Kinder will niemand eingehen und so werden sie auf dem Landweg sicher nach Greifswald gebracht. Wir treten am Nachmittag trotz Wind und Wellen die Heimreise an,

denn in Greifswald wartet das Fischerfest.


JF/FK

Juli 2010

„Das Leben an Land war große Scheiße!“, hat der ehemalige Hafenkapitän Siggi Rust einst verkündet. Und das als einen göttlichen Ausspruch bezeichnet, mit dem jener beschloss, die Seefahrt zu erfinden.
So ganz in seiner Totalität wollen wir uns nicht unbedingt, nicht jeden Tag, also es gibt auch Ausnahmen, allerdings, na jedenfalls, gut dass wir wieder unterwegs sind! Nach der harten Bauphase im nicht enden wollenden Winter geht es endlich wieder um die wichtigen Dinge. Da muss auf etwas unorthodoxe Weise das Abwaschwasser transportiert werden,

knattern die Fahnen im Wind,

erlebt man Sonnenuntergänge,

dass es einem glatt die Schuhe auszieht,

segelt das Mittelalter neben dem schnellsten Segelschiff der Welt (Rekord, 100km/h!),

nähen fleißige Bootsmänninin über Nacht die Segel,

fungieren die Beine als Krängungsmesser und so weiter und so weiter.

Also heisst es jetzt, das Schiff genießen, den Sommer tanken und das Arbeitsbuch nicht vergessen, damit die nächste Reparatursaison noch koordinierter vonstatten geht! rf