Messen, sägen, nochmal messen. Aber auch: schleifen und streichen

Am letzten Wochenende vervielfachte sich die Anzahl der Baustellen rund um die Hanne Marie, weil viele fleißige Vereinsmitglieder Arbeitskleidung anlegten, Handschuhe anzogen und im herrlichsten Sonnenschein am Schiff werkelten. Wobei bemerkt werden muss, dass der Sonnenschein zwar nett zum arbeiten ist, dem Schiff aber nicht so gut tut, schließlich trocknet das Holz unschön aus. So schnell wie möglich sollte die Hanne wieder ins Wasser. Dies ist durchaus als Einladung gemeint: Je mehr Helfer mitmachen, desto schneller kann die Hanne wieder schwimmen.
Jetzt aber zum letzten Wochenende:

Während Eberhard noch auf Schatzsuche in den Betonbröseln ist, also die Ballast-Talerchen aus den Steinen herausklopft,



machten sich Ralf und Nico mit Schleifvlies am Mast, am Großbaum und den Blöcken zu schaffen.



Sören und Friedrich passen gefühlvoll mit verschiedenen Sägen die Bodenwrangen an den neuen Kiel an.



Immer wieder wird gemessen, obs schon gerade ist,



und dann der neue Kiel mit Wagenhebern angehoben.



Sieht doch schon ganz gut aus.



Jeder Arbeitsschritt wird natürlich kritisch begutachtet und von fachkundigen Diskussionen begleitet.



Eberhard, Nico, Peter und Ralf haben derweil schon Großbaum und Blöcke geölt und widmen sich jetzt dem Labsalen der bekleedeten Wanten. Die werden jedes Jahr mit einem Gemisch aus Wurzelteer, Leinöl und Sikkativ bepinselt. Das ist nicht nur eine große Schmiererei, sondern müffelt auch sehr speziell. Hinterher glänzen die Wanten aber in tiefem Schwarz und sehen aus wie neu.



Auch Jungfern brauchen Pflege. (Auch wenn sie Löcher haben, heißen sie nicht „Knöppe“, hab ich jetzt gelernt). Wenn der Mast abgebaut ist, kommt da mal richtig gut dran. Also werden sie geschliffen und ebenfalls mit Wurzelteer konserviert. Ein wunderbarer Arbeitsplatz übrigens, oben auf dem Schiff mit Ausblick über die ganze Stadt, während tief unter einem gesägt und gestemmt wird.


 

Was Jonad da macht, ist nicht deutlich zu erkennen, aber es scheint Spaß zu machen. Ok. In Wirklichkeit hat er die Wasserlinie abgeflext und gestrichen, das ist anstrengender, als es hier aussieht.



Leider nicht dokumentiert wurden: die grandiose Heringsorgie am Samstag abend, liebevoll vorbereitet und spendiert von Cathrin, eine Köstlichkeit für die leeren Handwerkermägen.
Und die neuen Nagelbretter, die Cathrin mit viel Geschick gebaut hat.
Dank an alle, wie immer hat es großen Spaß gemacht!




Anheben der Hanne Mare

Zunächst werden die Stützen aufgebaut.



Das Vorgehen wird noch einmal genau besprochen.



Noch steht die Hanne Marie auf dem Kiel,
alle gehen auf ihre Plätze.



Dann heben wir das Schiff mit Hilfe von mehreren Hubwinden und
Hydraulikhebern an.



Die Sicherungsstützen werden nachgesetzt.


Die Hanne hebt sich langsam an und ihr volles Gewicht steht auf den
Palltürmen.





Die Arbeit wird noch abschliessend begutachtet.


Aufbauen der Palltürme

Eine der schwierigsten Phasen beim Kielwechsel ist die Pallung.
Dabei wird die Hanne Marie angehoben und auf den sogenannten
Palltürmen abgestellt.

Hier steht die Hanne Marie noch auf dem Kiel, gegen Umkippen gesichert mit
Hilfe seitlich am Rumpf eingekeilter Hölzer den sogenannten Stempeln



und mit Hilfe mehrerer Knebel die an den Rungen des Slipwagen befestigt sind
(im Bild die verdrehten Leinen zur rechts hineinragenden, grauen Runge).



Wir bauen zunächst die Palltürme auf.



Der Beton muss raus

Um den Betonbalast zu entfernen hilft nur schweres Werkzeug.



Fleissige Spechte haben schon einen großen Teil ausgehöhlt.



Was aufgehoben werden kann, wird später wieder verwendet.



Endlich folgt auf 2.6t Beton Holz



Der Großmast muss runter

Auf dem Kiel steht der Mastfuss, an diesem ist der Großmast befestigt.
Für die Kielreparatur legen wir also zunächst den Mastfuss frei. Dank Kran
ist der Großmast schnell ausgehoben. Das Ruder wurde auch bereits abgenommen.
Der Besanmast hat keinen Mastfuss und darf stehen bleiben. Ein seltsamer
Anblick die Hanne ohne Großmast.



Nun liegt der Großmast an Land.



Eine gute Gelegenheit gleich den kompletten Großmast einmal abzuschleifen
und neu zu lasieren.



Und die Opferhölzer zu erneuern.



Wat mutt dat mutt

In direkter Absprache mit dem Sachverständigen und unserem Bootsbauer kommt für den Erhalt unserer
Hanne Marie und zur Sicherheit unserer Mitsegler nur der Austausch des kompletten Kiels
in Frage.

Kompletter Austausch heißt, komplett im Kielbereich Beton raus,
Wrangen freilegen, unterster Plankengang neu, Maschine anheben,
Ruder abbauen, alten Kiel raus, neuen einpassen,
alles wieder zusammenbauen.

Also auf an die Arbeit und den gesamten Kiel erneuern.

Ein Großprojekt …

bei dem uns ab sofort auch einen
Schiffbau-Ingenieur unterstützt.

Wie ist der Kiel aufgebaut?

Der Kiel ist das Rückgrat unserer Hanne Marie. Es handelt sich dabei um einen mittschiffs am unteren Ende des Rumpfes unter der Wasserlinie angebrachte Längsverband. Darunter befindet sich das Totholz und die Sandbohle. Der Kiel ist gegen die Bodenwrangen verbolzt.


Oberhalb des Kiels befinden sich die Spanten. Sie haben die Aufgabe das Boot querschiffs zu versteifen und beide Bootshälften miteinander zu verbinden. Der Kiel geht am vorderen und hinteren Ende in den Steven über.

Link: Uwe Baykowski über den Bootskörper (Aufbau, Funktionsweise und Restaurierung) von Holz-Yachten

JF